Kribbeln, Brennen, Gangunsicherheit – was nach einem Bandscheibenvorfall klingt, kann bei Malabsorptionspatienten eine ganz andere Ursache haben, erklärt Prof. Dr. Markus Masin von der DSGME.
Bei Malabsorptionssyndromen leiden nicht nur Magen und Darm – auch die Nerven können Schaden nehmen. Dr. Masin zeigt auf, wie Vitaminmängel zu neurologischen Störungen führen und warum schnelles Handeln entscheidend ist.
Nervenschäden durch Nährstoffmangel werden oft übersehen, warnt Dr. Masin von der Deutschen Stiftung für krankheitsbedingte Mangelernährung: Bei frühzeitiger Diagnose und konsequenter Therapie lassen sich bleibende Schäden meist vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Wenn die Füße brennen und nichts mehr sicher ist
Stellen Sie sich vor: Sie stehen morgens auf, und die Füße fühlen sich an, als würden tausend Nadeln stechen. Beim Zähneputzen rutscht die Zahnbürste aus der Hand. Der Gang zum Briefkasten? Eine wackelige Angelegenheit. Nein, das ist kein schlechter Tag. Das ist Alltag für viele Menschen mit Malabsorptionssyndrom.
Die meisten denken bei Resorptionsstörungen an Durchfall und Bauchschmerzen. Klar, die gehören dazu. Aber dass der Darm auch die Nerven ruinieren kann? Das wissen die wenigsten. Dabei hängt beides zusammen wie Pech und Schwefel.
Der Darm als Nährstofflieferant – oder eben nicht
Bei Malabsorption streikt der Dünndarm. Morbus Crohn, Zöliakie, Kurzdarmsyndrom – die Ursachen sind vielfältig. Das Ergebnis immer gleich: Wichtige Nährstoffe kommen nicht mehr an. Vitamine, Mineralien, Spurenelemente – alles rauscht durch, statt aufgenommen zu werden.
Die heimlichen Nervenkiller
Was brauchen Nerven zum Funktionieren? Eine ganze Menge, wie sich zeigt. Vitamin B1 fehlt? Die Nerven melden Fehlalarm. B12 im Keller? Die Isolierschicht der Nervenfasern bröckelt. Vitamin E Mangelware? Oxidativer Stress macht die Nervenzellen kaputt.
Die Liste ist lang:
- Vitamin B1, B6, B12 – das Nervensystem-Trio
- Vitamin E – der Antioxidant
- Kupfer – für die Myelinscheiden
- Magnesium und Kalzium – für die Signalübertragung
Fehlt auch nur einer dieser Stoffe länger, wird’s kritisch. Die Nerven spielen verrückt. Wortwörtlich.
Schleichender Beginn, dramatische Folgen
Das Gemeine? Es fängt harmlos an. Ein bisschen Kribbeln hier, ein leichtes Brennen da. „Hab ich wohl falsch gelegen“, denken viele. Oder: „Das verwächst sich schon.“ Tut es aber nicht. Im Gegenteil.
Markus Masin kennt die Entwicklung aus jahrelanger Praxis. Erst sind’s die Füße. Dann die Hände. Die Muskeln werden schwach. Das Gehen unsicher. Manche Patienten beschreiben es wie „auf Watte laufen“. Andere sagen: „Als hätte ich ständig dicke Handschuhe an.“
Die Symptom-Palette: Von lästig bis gefährlich
Alimentäre Neuropathien zeigen sich unterschiedlich. Jeder Patient hat seine eigene Mischung. Was bei dem einen nur nervt, macht dem anderen das Leben zur Hölle.
Die klassischen Warnzeichen
Kribbeln und Brennen kennt fast jeder Betroffene. Meist fängt’s in den Zehen an. Symmetrisch, beidseitig. Nachts wird’s oft schlimmer. Viele können nicht schlafen vor lauter Missempfindungen.
Muskelkrämpfe gehören auch dazu. Besonders fies: nächtliche Wadenkrämpfe. Man schreckt hoch, die Wade hart wie Stein. Magnesiummangel lässt grüßen. Aber auch Kalzium spielt mit.
Wenn die Koordination flöten geht
Gangunsicherheit ist mehr als nur ein bisschen Wackeln. Prof. Masin’s Lebenslauf zeigt viel Erfahrung mit Patienten, die plötzlich nicht mehr geradeaus gehen können. Die Treppe wird zur Herausforderung. Dunkle Räume zum Albtraum. Ohne die Rückmeldung der Nerven weiß der Körper nicht mehr, wo oben und unten ist.
Die Feinmotorik leidet auch. Knöpfe zumachen? Dauert ewig. Unterschreiben? Die Schrift wird krakelig. Manche können kein Besteck mehr halten. Der Alltag wird zum Hindernislauf.
Die unsichtbaren Probleme
Autonome Störungen sind besonders tückisch. Die Schweißregulation spinnt. Manche schwitzen wie verrückt, andere gar nicht mehr. Der Blutdruck macht, was er will. Herzrasen aus dem Nichts.
Das alles sieht man nicht von außen. Aber es zermürbt. Prof. Dr. Markus Masin betont immer wieder: Diese Symptome sind real. Keine Einbildung. Keine Hysterie. Echte Nervenschäden.
Diagnostik: Der Weg zur richtigen Diagnose mit Dr. Masin
„Oft werden diese Symptome anfangs nicht mit der Malabsorption in Zusammenhang gebracht“, so die Erfahrung in der DSGME. Viele Patienten tingeln von Arzt zu Arzt. Orthopäde, Neurologe, Psychiater. Keiner findet was. Bis endlich jemand die richtigen Blutwerte checkt.
Die entscheidenden Laborwerte
Vitamin B12 im Serum reicht nicht. Holotranscobalamin muss her. Methylmalonsäure zeigt den funktionellen Mangel. Bei B1 ist’s noch komplizierter. Thiamindiphosphat in den Erythrozyten – das ist der Goldstandard.
Spurenelemente nicht vergessen. Kupfer, Zink, Selen. Alles wichtig für die Nerven. Die Praxis Dr. Holtmeier hat da viel Erfahrung. Nicht nur messen, sondern richtig interpretieren. Das macht den Unterschied.
Funktionstests zeigen das Ausmaß
Nervenleitgeschwindigkeit messen. Elektromyographie. Klingt nach Science Fiction, hilft aber enorm. So sieht man schwarz auf weiß: Die Nerven leiten langsamer. Die Muskeln reagieren träge. Keine Einbildung, sondern messbare Schäden.
Therapie: Es ist noch nicht zu spät
Die gute Nachricht zuerst: Alimentäre Neuropathien sind behandelbar. Die schlechte: Es dauert. Nerven regenerieren sich im Schneckentempo. Geduld ist gefragt.
Substitution – aber richtig
Einfach Vitamine einwerfen? So simpel ist es nicht. Die Dosis macht’s. Und die Form. B12 als Injektion, nicht als Tablette. Bei Malabsorption kommt oral oft nichts an. B1 hoch dosiert. Vitamin E in der richtigen Form.
Dr. Masin und sein Team haben Protokolle entwickelt. Individuell angepasst. Was dieser Patient braucht, nicht was im Lehrbuch steht. Regelmäßige Kontrollen. Nachjustieren. Dranbleiben.
Ernährungstherapie als Basis
Parallel muss die Grunderkrankung angegangen werden. Die beste Vitaminspritze nützt nichts, wenn der Darm weiter streikt. Spezialdiäten. Enzympräparate. Manchmal parenterale Ernährung. Alles, um die Resorption zu verbessern.
Die DSGME bietet Rundum-Betreuung. Nicht nur Pillen verschreiben. Sondern verstehen, warum was nicht funktioniert. Und dann gegensteuern. Systematisch. Wissenschaftlich fundiert. Aber immer am Patienten orientiert.
Prognose: Hoffnung ist berechtigt
Bei frühzeitiger Therapie können sich viele neurologische Beschwerden komplett zurückbilden. Das Kribbeln verschwindet. Die Kraft kommt zurück. Das Gehen wird wieder sicher. Nicht von heute auf morgen. Aber stetig.
Manche Schäden bleiben. Besonders wenn zu spät behandelt wurde. Aber auch dann: Verschlimmerung stoppen ist schon viel wert. Lebensqualität zurückgewinnen. Wieder am Leben teilnehmen.
Prof. Masin’s Lebenslauf dokumentiert hunderte erfolgreiche Behandlungen. Patienten, die wieder tanzen können. Die ihre Enkel hochheben. Die nachts durchschlafen. Kleine Siege, die alles bedeuten.
Am Ende zählt: Malabsorption muss nicht zu Nervenschäden führen. Mit der richtigen Diagnostik und konsequenter Therapie lässt sich viel erreichen. Die DSGME steht bereit. Mit Wissen. Mit Erfahrung. Mit der nötigen Hartnäckigkeit. Denn Nerven brauchen Zeit. Aber sie können heilen.